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Regenschirme und Liebesblödigkeit
- 13. November 2012
- Gepostet von: meridian
- Kategorie: Allgemein
Kennen Sie Wilhelm Genazino?
Es gibt Autoren, die liest man – und vergisst man. „Hm, da war doch irgendwas, ja, es war wohl … ein Buch, und darin …. ja….und es war spannend!“ Das ist dann so ungefähr, woran man sich noch erinnert. Ich habe schon einige solcher Bücher gelesen und wieder vergessen.
Ganz anders erging es mir mit Wilhelm Genazino, und daher möchte ich Ihnen diesen Autor wärmstens empfehlen.
Warum? Ein Genazino-Buch verändert die Welt. Es scheint sich unmittelbar auf Seh- und Denkgewohnheiten auszuwirken. Genazino-Beschreibungen – und in allen Büchern beschreibt er viele Details – kann man nie wieder vergessen. Sie sind detailreich, schrullig, philosophisch, witzig – einfach einmalig!
Hier eine kleine Kostprobe aus dem Buch „Mittelmäßiges Heimweh“:
„Das Schaufenster der Wollschachtel war von rätselhafter Dürftigkeit. Die Wollknäuel waren nicht besonders dekorativ angeordnet, im Gegenteil, sie wirkten so, als seien sie lieblos aus dem Ladeninneren in das Schaufenster gekippt worden. Wenn die Faschingszeit sich näherte, streute die Besitzerin eine Handvoll Konfetti zwischen die Wollknäuel, das musste reichen als Ausdruck eines herandrängenden Frohsinns. Als Kind nahm ich mir, vermutlich ohne es zu bemerken, die unerhörte Gleichmütigkeit der Wollschachtel zum Vorbild. Ich wollte immer so gefasst und stark und überlegen sein wie zwölf lose herumliegende Wollknäuel.“
So. Lassen Sie diesen Text einfach einmal auf sich wirken. Wenn er Ihnen gefällt: Es gibt mittlerweile ziemlich viele Genazino-Romane, alle mit witzigen, originellen Formulierungen und guten Beobachtungen. Echtes Lesevergnügen! (gh)