Blog
Unsere Trainer im Kreuzverhör
- 10. November 2014
- Gepostet von: meridian
- Kategorie: Allgemein
FOLGE 4
SONJA, Deutsch-Trainerin
Sonja, du unterrichtest Deutsch. Was ist das Schöne an diesem Beruf?
Mir gefällt es sehr mit Menschen aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Kulturen zusammenzuarbeiten. Somit kann ich ein kleiner Teil ihrer ganz persönlichen Geschichte bzw. ihres neuen Lebensweges werden.
Schon als ich ein Kind war, wollte ich immer Lehrerin werden und ich bin wirklich sehr froh darüber, dass mich niemand auf meinem Weg dorthin davon abgebracht hat und ich meinen Wunsch verwirklichen konnte.
Welche Eigenschaft schätzt du besonders bei einem Kursteilnehmer / einer Kursteilnehmerin?
Am meisten freut es mich als Trainerin natürlich, wenn meine KursteilnehmerInnen motiviert bei der Sache sind. So lernen sie nicht nur mehr und einfacher, sondern der Unterricht macht sowohl ihnen, als auch mir, mehr Spaß.
Was gefällt dir an der deutschen Sprache besonders?
Deutsch zeichnet sich für mich vor allem durch seine sprachliche Vielfalt aus, es gibt viele verschiedene Wege etwas auszudrücken. Außerdem schätze ich die klaren grammatischen Strukturen, mit denen auch die von den StudentInnen „geliebten“ Mehrfachkomposita möglich sind.
Du sprichst ja auch Tschechisch. Wie kommt das?
Ich komme ursprünglich aus Niederösterreich und bin nahe der tschechischen Grenze aufgewachsen. Obwohl diese räumliche Nähe gegeben ist, hatte/habe ich oft das Gefühl, dass bei vielen ÖsterreicherInnen noch immer der Gedanke vorhanden ist, dass Tschechisch nicht wichtig oder „attraktiv“ genug ist, um gelernt zu werden.
Stattdessen werden in unseren Schulen oft Sprachen unterrichtet, zu denen die SchülerInnen keinen wirklichen Bezug haben bzw. aufbauen können. Unsere Nachbarländer/-sprachen geraten dabei leider trotz langer gemeinsamer Geschichte und Kultur in Vergessenheit. Das wollte ich – zumindest ein bisschen – verändern.
Wo liegen deiner Meinung nach die größten Unterschiede zwischen der deutschen und der tschechischen Sprache?
Da gibt es sehr viele, besonders auffällig ist die signifikante Anhäufung von Konsonanten, wie beispielsweise in dem Satz (und gleichzeitig auch Zungenbrecher) „Strč prst skrz krk“ – zu Deutsch: „Steck den Finger durch den Hals“.
Tschechisch ist für Menschen mit deutscher Muttersprache nicht unbedingt sehr leicht zu lernen, da es sich stark von germanischen oder romanischen Sprachen unterscheidet. Auch innerhalb der Familie der slawischen Sprachen grenzt sich Tschechisch stark ab – als ich zum ersten Mal den oben genannten Satz las, war ich am Zweifeln, ob diese Sprache wirklich die richtige für mich ist…
Spiegeln diese Unterschiede einen Kulturunterschied wider?
Wie vorhin schon erwähnt verbindet Österreich und Tschechien eine lange gemeinsame Geschichte und Kultur. So waren die TschechInnen um das Jahr 1900 eine der größten Volksgruppen in der Habsburgermonarchie und machten Wien nach Prag zur zweitgrößten tschechischen Stadt. Doch leider sind viele der Gemeinsamkeiten durch die politischen Ereignisse nach dem 2. Weltkrieg verloren gegangen.
Hast du viel Kontakt zur Kultur der Tschechischen Republik?
Ich habe an der Masaryk-Universität in Brünn (Brno) studiert und verbinde mit dieser Stadt und meiner Studienzeit dort sehr viel Positives, so dass ich immer wieder gerne dorthin zurückkehre. Natürlich gibt es aber noch viele andere schöne Plätze in Tschechien, die ich jedem nur ans Herz legen kann. Schließlich eignet sich ein Besuch Tschechiens perfekt für einen Wochenendtrip.
Welche Sprachen sprichst du noch?
Neben meiner Muttersprache Deutsch, spreche ich Englisch, Französisch, ein bisschen Russisch und Tschechisch.
Was magst du an der Sprachschule Meridian?
Am meisten schätze ich hier die familiäre Atmosphäre und den respektvollen Umgang miteinander. Sowohl zwischen meinen KollegInnen, aber ganz besonders auch zwischen meinen KursteilnehmerInnen und mir.
Was sind deine Hobbys?
Ich reise sehr gerne, unternehme oft etwas mit Freunden, lese viel und – typisch österreichisch – gehe ich im Winter sehr gerne Ski fahren.
Was gefällt dir an Wien?
Da ich schon in mehreren Städten längere Zeit verbracht habe und teilweise auch dort gelebt habe, fällt es mir leicht, einen Vergleich zu ziehen: Wien ist wirklich eine sehr lebenswerte Stadt.
Besonders schön finde ich, wie grün und sauber es hier ist. Einerseits verfügt Wien über alles, was eine Großstadt so ausmacht, auf der anderen Seite kann man aber auch an fast jeder Ecke einen Park finden oder eine ganze Insel zur Erholung besuchen.
Welchen tschechischen Autor würdest du jemandem empfehlen, der schon einigermaßen gut Tschechisch spricht? Oder welchen übersetzten tschechischen Autor sollte man unbedingt lesen?
Neben Klassikern wie „Der brave Soldat Schwejk“ (Jaroslav Hašek) oder Werken von Bohumil Hrabel und Milan Kundera, gefällt mir persönlich gut „Der Krieg mit den Molchen“ von Karel Čapek.
Wir danken Sonja ganz herzlich für die Beantwortung der Fragen!
Fragen: gh